Interview – Die kunterbunten Erlebnisse von Joli und Roli

Joli und Roli

Stellvertretend für alle Heimwartinnen und Heimwarte stellen wir Euch heute Jolanda und Roland Zindel vor, die seit vielen Jahren in der Villa Kunterbunt zum Rechten sehen und aus dieser Zeit so einige interessanten Geschichten zu erzählen haben.

Interview: Christian Kaiser / Murmel


Roli und Joli, ihr beide macht nun schon seit 8 Jahren die Heimwartung der Villa Kunterbunt. Wie seid ihr eigentlich zu diesem Job gekommen?

Joli: Von meinem Vater besitzen wir das Haus gleich unter der Villa, wir sind sozusagen die nächsten Nachbarn. Eines Tages kam Chlüppli bei uns vorbei und fragte, ob wir in Schwanden jemanden wüssten, der die Heimwartung übernehmen könnte.

Roli: Wir waren damals grad frisch pensioniert. Wir hatten Zeit und wollten auch noch etwas machen, deshalb haben wir grad selber zugesagt.

Habt ihr denn die Villa vorher schon gekannt?

Joli: Meine Eltern besassen ihr Hüsli schon seit vielen Jahren und ich bin in Schwanden aufgewachsen. Später lebten Roli und ich im St. Galler Rheintal. Erst als ich wieder zurückkam, um meinen Vater zu pflegen, trat das Pfadiheim in unser Bewusstsein.

Roli: Wir hatten auch schon hin und wieder in der Villa zum Rechten geschaut, als wir noch nicht Heimwarte waren, z.B. den Kaminfeger reingelassen oder den Strom abgelesen.

Wieviel Aufwand gibt denn diese Aufgabe?

Roli: Das ist ganz unterschiedlich, je nach Saison. Manchmal fahren wir mehrmals pro Woche hoch, manchmal 2 Wochen lang gar nicht. Nebst den Übergabe- und Abnahme-Terminen gibt es auch sonst immer wieder etwas zu tun, z.B. Rasenmähen oder bei der Kläranlage zum Rechten sehen.

Joli: Während der Pandemie wurde es zuerst weniger, als wir keine Belegungen mehr hatten, nun ist es fast wieder wie vorher. Momentan lüften wir das Haus nach jeder Abgabe gründlich.

Könnt ihr schon bei der Übergabe abschätzen, ob die Belegung eher reibungslos ablaufen oder ob es Probleme geben wird?

Roli: Nein, überhaupt nicht. Grad bei Festen ist es schwierig zu sagen. Aber wir haben viele Gruppen, die regelmässig wieder kommen. Die kennt man dann und weiss, was einen erwartet. Da gibt es zum Beispiel diese Familie aus Deutschland, die jedes Jahr wieder kommt, und zwar schon seit vielen Jahren.

Joli: Der Grossteil der Leute ist ja sehr angenehm, es sind nur wenige, die nebenaus schlagen.

Was waren die schlimmsten Probleme?

Roli: Einmal gab es eine Gruppe, die so laut Musik laufen liess, dass man es auf der anderen Talseite hören konnte. Morgens um 4 Uhr rief uns dann die Polizei an und fragte, ob wir nicht vorbeigehen und zum Rechten sehen könnten, da sie selber nicht genug Personal dazu hätten.

Joli: Eine zeitlang wurden in der Villa wirklich grosse Feste gefeiert, da gab es Hochzeiten mit mehr als 100 Gästen. Diese reisten zum Teil mit Campern an oder als «Tagesgäste», die aber erst mitten in der Nacht abreisten. Das geht natürlich nicht, wo doch die Villa in einem Wildschutzgebiet steht. Aber das wurde inzwischen mit neuen Reservationsbedingungen geregelt.

Sicher gibt es auch eine Anekdote aus all diesen Jahren?

Roli: Ja, das war gleich die allererste Belegung, die wir damals betreuten: Eine Gruppe Lehrlinge wollte in der Kubu den Lehrabschluss feiern. Sie hatten gemeldet, dass sie mit dem 20:30 Uhr-Zug nach Schwanden und dann mit dem Bus hochfahren würden. Im Winter fährt der Bus aber nicht. Irgendwie hatten sie es noch bis zum Altstetterhaus hoch geschafft, doch von dort mussten sie zu Fuss weiter. Sie hatten weder Schneeschuhe noch Stirnlampen dabei und ihr Material transportierten sie auf Schlitten, die ständig im Schnee versanken. Von unserem Haus aus haben wir eine gute Sicht und konnten der Gruppe beim Hochsteigen zuschauen. Inzwischen hatten wir in der Villa eingeheizt, damit die armen Buben sich nicht grad erkälteten. Der erste tauchte dann so gegen halb elf Uhr auf, in Turnschuhen und pflotschnass. Er nahm’s aber locker und meinte, dass er nach diesem Aufstieg wenigstens wieder nüchtern sei…

Was motiviert Euch an der Arbeit als Heimwart/in?

Joli: Das Verrückte ist ja schon, dass wir in der Villa Kunterbunt neben den Pfadigruppen und Schulklassen auch Gäste aus der ganzen Welt haben: Amerikaner, Japaner, Holländer und so weiter. Die Ausländer können sich dann ab der schönen Aussicht gar nicht mehr beruhigen.

Roli: Das ist eigentlich das Schönste an dieser Arbeit: Man trifft immer wieder auf interessante Leute, wo man gar nicht damit rechnet, dass diese in einem Pfadiheim Ferien machen würden.


Selbst mal in der Villa Kunterbunt Gast werden? Hier geht’s zum Heim: https://pfadi-heime.ch/villa-kunterbunt/